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Meine Schulfreunde: Mörder?

Ich kenne Benni und Björn seit der Schulzeit. Dann erfahre ich, dass die beiden auf der A9 eine Frau erschossen haben sollen. Das kann nicht sein! Oder doch?

Es ist einer dieser Sätze, die Menschen eigentlich nur in Filmen sagen: „Setz dich mal hin.“ An einem Tag im Herbst 2023 höre ich ihn zum ersten Mal im echten Leben, als ich mit einem Bekannten telefoniere. Ich bin auf der Suche nach Benni, einem gemeinsamen Freund, kann ihn schon länger nicht erreichen. Der Bekannte kommt schnell zum Punkt: Benni sei in U-Haft. „Google mal tote Lehrerin auf der A9.“

Ich stoße auf eine Schlagzeile der Bild-Zeitung: „Dieser Dackel-Papa heuerte Killer für seine Ex an.“ Es klingt so absurd, wie es sich nur die Bild ausdenken kann. Ich klicke auf den Link, das Aufmacherfoto springt mich an. Statt Benni entdecke ich ein anderes bekanntes Gesicht, trotz schwarzen Balkens über den Augen: Björn. Ich kenne Benni und Björn seit fast 30 Jahren, wir gingen in eine Klasse auf der Waldorfschule. Es war eine schöne Zeit. Lange her.

Ich google weiter, in unterschiedlichen Worten steht dort immer dasselbe: Eine 40-jährige Lehrerin ist am 10. Mai 2023 auf dem Standstreifen der A9 zwischen Beelitz und Brück in Brandenburg in einem Auto erschossen aufgefunden worden. Rund zehn Wochen später sind zwei Tatverdächtige festgenommen worden. Ihnen wird Mord beziehungsweise Anstiftung zum Mord vorgeworfen. Bei dem Anstifter soll es sich um ihren Ex-Partner und den Vater des gemeinsamen Sohnes handeln. Björn. Über den Schützen lese ich nichts, aber dass es Benni sein soll, hat mir sein Freund gesagt, der vernommen worden ist.

2023 wurden in Deutschland laut Kriminalstatistik 299 Menschen ermordet. 299 Leben von rund 84 Millionen. Und eines dieser Leben sollen Björn und Benni brutal beendet haben? Zwei der liebsten Menschen, die ich je kennengelernt habe? Ein Missverständnis – ganz bestimmt.

Weiterlesen? Bitte in der Ausgabe 30/2024 des Magazins Zeit Verbrechen oder bei zeit.de.